Opel Astra GTC

Wenn Form und optische Ausstrahlung etwas über den Anspruch und den Verwendungszweck  eines Fahrzeugs aussagen, dann ist das in diesem Falle besonders prägnant. Denn der Opel Astra GTC, um den es in der Folge geht, polarisiert seine Betrachter. Ein Coupé mit einer Ansammlung von scharfen, zum Teil großflächigen Kanten, deren großes Ganzes dem Auto  aber  dennoch eine harmonische Form in Gestalt einer Speerspitze verleiht.

Man kann den Opel Astra GTC immer wieder  aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten,  zu einem schlüssigen, allgemein  gültigen Eindruck wird man kaum kommen. Am „opulentesten“ wirkt der „angeschärfte“ Astra indes von der Seite.  Die Formensprache bescheinigt dem Rüsselsheimer dann unverhohlen jene exzessive Dynamik, die man von sportlichen Coupés erwartet. Gleich, in welchem Fahrzeugsegment sie angesiedelt sind. Vom braven und betulichen Fünftürer-Astra ist da nicht mehr viel übrig geblieben.

Beim Opel Astra GTC verbindet sich mit dem schmalen, fast schon gestaucht wirkenden Seiten-Outfit, dem knackigen Fahrzeug-Po und der flachen „Schnauze“ aber auch ein beachtliches Raumangebot. Hinzu kommen beachtliche Fahreigenschaften des Fronttrieblers, die dessen äußere Erscheinung nicht zu einem leeren Versprechen degradieren.  Der aktuelle Astra GTC ist die logische Folge der ersten Auflage dieses Fahrzeugs. Damals (2005 – 2010) verkaufte Opel etwa  400.000 Exemplare jenes Genres. Das tat man vor allem bei jungen Menschen, die mit einem Schuss Individualität und forschem Auftreten in der Kompaktklasse unterwegs sein wollen.

Der GTC ist und bleibt ein Coupé, auch wenn  er vom Radstand und den Abmessungen her fast ein wenig Insignia-Feeling aufkommen lässt. Das bedeutet: extrem kleine Scheibenflächen, was  man aber durch ein optional erhältliches Panorama-Glasdach (kostet 1100 Euro) etwas abmildern kann. Folgt man der Bedeutung des Wortes Coupé, was im Französischen so viel wie „abgeschnitten“ bedeutet, darf man im Fond eigentlich keine Wunderdinge in Sachen Geräumigkeit erwarten. Erstens einmal können hinten drei Personen problemlos sitzen. Zudem fällt die Kopffreiheit überraschend günstig aus.

Eine gute Wahl bei den zur Verfügung stehenden Motorisierungen ist der Turbo-aufgeladene 1,4-Liter Benziner mit 140 PS und Start-Stopp-Technik, der auch unser Testfahrzeug befeuerte. Zwar giert das Downsizing-Aggregat, ein aufgeladener Vierzylinder-Sauger,  nach viel Drehmoment, ist in den Leistungsspitzen aber sehr drehfreudig. Dabei hat man nicht das Gefühl, als „überdrehe“ man den Motor, zumal das Getriebe mit einem lang ausgelegten sechsten Gang wohltuend abgerundet wird.

Die auf der Vorderachse angetriebene Schrägheck-Limousine überraschte uns vor allem in Sachen Fahrwerk und Fahrdynamik. Das Fahrzeug liegt auch in engen, winkligen Kurvenradien ersten sehr ruhig, liegt aber richtig gehend „satt“ auf der Straße. Hinzu kommt eine exakt und sehr sensibel arbeitende Lenkung, so dass vom Fronttriebler-typischen Untersteuern nichts zu bemerken ist. In Sachen Straßenlage setzt der Astra GTC jedenfalls Maßstäbe in seiner Klasse.  Dazu passt dann auch die Aufpreis-pflichtige Dämpferverstellung „flexride“, die für ein ausgewogenes Temperamentsbündel sorgt.

Zu den Daten: Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 201 km/h an. Wir verbrauchten im zweiwöchigen Berichtszeitraum 8,2 Liter Benzin, ohne dabei eine möglichst Kraftstoff sparende Fahrweise zu bevorzugen. Die Sicherheits-Ausstattung bietet neben den klassenüblichen Eigenschaften gegen Aufpreis so nützliche Dinge wie eine Frontkamera mit verbesserter Verkehrszeichenerkennung, einen Spurhalteassistenten und einen Abstandswarner an.

Die Preisliste für den Opel Astra GTC mit dem 1,4 Liter-Turbo und 140 PS beginnt bei 22.250 Euro. Die hauseigene Konkurrenz in noch aufregenderer Verfassung steht aber schon ins Haus. In diesen Tagen kommt der neue Astra, den die Opel-Hausveredler OPC (Opel Performance Center) unter ihren Fittichen hatten, auf den Markt. Der ist dann aber  – nicht nur wegen seiner 280 PS – noch einmal in vielerlei Hinsicht  eine andere Kragenweite.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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